Hirschkäfer bestimmen

Info

Schauen sie sich ihren Käfer in Ruhe an. Hirschkäfer sind, wenn man sie am Boden oder an einem Baum antrifft in der Regel sehr träge, haben keine „Angst“ und laufen auch nicht sofort weg wie Beispielsweise ein Laufkäfer, der bei Störung seinem Namen alle Ehre macht. Diese Ruhe ist allerdings oftmals auch Taktik, der Käfer will durch seine Regungslosigkeit nicht auffallen. Wenden Sie sich ab, verschwinden die Käfer oftmals sehr rasch. Machen Sie daher direkt ein Foto!

Hirschkäfermännchen Lucanus cervus – Kopf
Hirschkäfermännchen Lucanus cervus – Kopf
Hirschkäfermännchen – Seitenansicht
Hirschkäfermännchen Größenbestimmung-

Hirschkäfermännchen

Beim Hirschkäfermännchen gibt es beim genaueren Hinsehen eigentlich keine Verwechslungsmöglichkeit. Die Oberkiefer (Mandibel) erklären seinen Namen von selbst. Bockkäfer und Laufkäfer haben z. T. sehr lange Antennen. Diese Antennen ähneln bei den Bockkäfern mit viel Fantasie dem Gehörn eines Steinbockes, während die Mandibeln des Hirschkäfers auch beim genaueren Hinsehen dem Hirschgeweih noch verblüffend ähneln.

Die „geknieten“Fühler (Antennen) des Hirschkäfer dagegen, sind typisch für die Familie der Lucanidae, auch die der Weibchen sind „gekniet“ Das kann man noch mit bloßem Auge oder mit einer Lupe sehr gut erkennen. Die Fühler sind am Ende kammartig.

Die Größen und die Oberkieferform variieren bei den Männchen deutlich.

Extreme Gößenunterschiede bei Männchen
Hirschkäferweibchen - Kopf, Halsschild
Hirschkäferweibchen - Kopf, Halsschild
Hirschkäferweibchen - Größenbestimmung

Hirschkäferweibchen

Größe (2,5) 3-5 cm
Farbe schwarz-braun
Flügeldecken schimmern je nach Lichteinfall braunrot

Beim Weibchen sind die Mandibeln deutlich kleiner, achten Sie deshalb beim Weibchen noch mehr auf das Vorhandensein der geknieten Fühler mit keulenartiger Fächerung oder auf die typischen behaarten, goldgelben Schildchen auf der Oberseite der Oberschenkel, dann können Sie den Käfer eigentlich nur noch mit dem Balkenschröter, einem nahen Verwandten der Hirschkäfer, verwechseln.

Hirschkäferweibchen sind in der Regel größer als 3 cm, es kommen aber in seltenen Fällen auch mal Größen unter 3 cm vor. Vor allem aber erscheint Ihnen als „Laie“ die Käfer meist größer, da die Beine immer irgendwo über die Körperlänge hinausragen. Ist der Käfer deutlich über 3 cm, dann ist er auch breiter, kräftiger und kann dann kein Balkenschröter mehr sein.

Hirschkäferweibchen

Flug

Hirschkäfer beginnen ihre Flugsaison, wenn die der Maikäfer zu Ende geht. Sie sind größer, beim Männchen ist das „Geweih“ oft gut zu erkennen. Man hört ein deutliches Fluggeräusch. Das Hinterteil ist beim Fliegen abgesenkt (siehe Bild & Videos & Audio).

  • Flug wirkt auf den ersten Blick unbeholfen, schnelle Richtungsänderung erst kurz vor dem Hindernis
  • Flughöhen gewöhnlich nicht über 6-8 Meter
  • Gute Flugabende ab 18°C +, gegen 21:30 Uhr.
  • Flüge zu Saisonanfang meist nur in der Dämmerung, mit fortschreitender Zeit auch mal über Tag.
  • Fliegende Käfer machen typische brummende Fluggeräusche

Weibchen in der Dämmerung

Hirschkäferlarve L 3 C-Form
Hirschkäferlarve L 3-Kopf, Hinterteil
Kleine L 2 Hirschkäferlarve

Larvenbestimmung

Auf dem oberen Foto sehen Sie eine Hirschkäferlarve, eine Nashornkäferlarve und eine Rosenkäferlarve. Alle drei nehmen immer die typische C -Form ein, wie auch der Maikäferengerling. Nicht jeder Engerling ist also ein Maikäfer!

Maikäferlarven ernähren sich bevorzugt von lebenden Wurzeln verschiedenster Arten.

Nashornkäferlarven leben von totem, in Zersetzung befindlichem pflanzlichem Material, gerne holzig. Z.B. Kompost-, Schredderhaufen, sehr modrige Baumstümpfe.

Rosenkäferlarven ernähren sich ebenfalls von totem pflanzlichen/holzigem Substrat und kommen schon mal in Blumenerde mit gröberen Humusanteilen vor.

Hirschkäferlarven bevorzugen mehrjährig abgestorbene moderende Baumstümpfe. Sie brauchen immer moderndes Holz (Weißfäule), aber auch den Erdkontakt. Sie sind bis zu 50 cm tief im Boden am oder im Baumstumpf zu finden. Es kann auch ein noch lebender Baum sein, wenn er einen größeren Faulholzanteil im Wurzelbereich hat.

Es gibt aber, wie Sie sich sicher vorstellenkönnen, Übergänge zwischen diesen Abgrenzungen. Ein alter Balken oder dicker Zaunpfosten kann auch mal mit Hirschkäfern besiedelt sein. Genauso können im gleichen Baumstumpf Hirschkäfer- und Rosenkäferlarven sein.

Hinzu kommt, dass alle Larven sehr klein anfangen und dann eine Unterscheidung schwerer fällt. Balkenschröterlarven sehen der Hirschkäferlarve zum Verwechseln ähnlich, beide können ebenfalls im gleichen Baumstumpf vorkommen. Diese Larven werden aber nicht so groß.

Vorschlag:

Foto von der Larve machen, so wie auf dem Foto, wenn möglich noch eins von Kopf und Hinterteil, wenn die Larve auf dem Rücken liegt (entsprechend festhalten) und uns diese Aufnahmen senden. Wir helfen bzw. bestätigen Ihre Meldung. Und geben Ihnen Rat, denn wenn Sie eine Larve gefunden haben, haben Sie ein Nest gefunden und geöffnet, nun muss man sehen wie es weitergeht. Dabei möchten wir Ihnen gerne helfen.

Puppe

Eine Hirschkäferpuppe kann man nur sehen, wenn man die schützende Erdhülle zerstört hat. Dann herrscht Alarmstufe rot. Erdarbeiten sofort einstellen, wo eine Puppe ist, sind noch mehr und sofort Kontakt zu uns aufnehmen. Wir geben Anleitung. Müssen Sie das Nest verlassen, die Puppe samt Erdkörper lösen und in vorsichtig in ein Plastikdose legen und verschließen. Kühl, aber nicht kalt.

Balkenschrötermännchen
Balkenschrötermännchen
Balkenschröterweibchen - Dieter Weitzel
Balkenschröterweibchen – Dieter Weitzel

Balkenschröter

Dorcus parallelopipedus

ca. 1,6-(3,2) cm lang, flacher als Hirschkäferweibchen

Männchen und Weibchen sehr ähnlich; Larven und Käfer meist im oberirdischen Holz. Larve wie auch adulter Käfer haben aber auch Hirschkäfermerkmale (gleiche Familie).
Diesen Käfer können Sie in der Regel anhand seiner Größe ausschließen oder bestätigen. Senden Sie uns im Zweifel ein Foto, ohne direkten lebenden Vergleich tut man sich schon mal schwer.

Info
Balkenschröter sind in der Regel meist deutlich unter 3 cm lang, Hirschkäferweibchen dagegen in aller Regel deutlich über 3 cm. Es gibt Ausnahmen, so wie es auch bei uns Menschen mal extrem große, wie auch kleine Exemplare gibt.

Balkenschröter-Männchen - Kopf
Balkenschröter-Weibchen - Kopf

Hirschkäfer- oder Balkenschröter?

Vorab: Wenn Sie einen einzelnen Käfer finden, ist es oft schwer, die beiden Arten zu unterscheiden, in 95% der Fälle können Sie über die Größe den Balkenschröter ausschließen.

Wie bei uns Menschen gibt es in der Natur aber auch Ausnahmen, z.B. größere Balkenschröter bis 3,2 cm und sehr kleine Hirschkäferweichen mit 2,5 cm. In diesem Fall oder überhaupt bei Weibchen senden Sie uns ein Foto. Sie können, wenn Sie Zeit haben und der Käfer sich näher betrachten läßt (unter Wahrung des Schutzes), den Käfer mit unseren folgenden Fotos vergleichen.

Merkmale, die sich beim genaueren Hinsehen unterscheiden:

Hirschkäferweibchen

  • Kopf und Halsschild leicht punktiert
  • Flügeldecken schwarz/braun bis rötlich schimmernd, meist glänzend, gewölbt
  • Halsschild am breitesten in der Mitte; an den vorderen und hinteren Ecken stark verengt
  • Schienbein vorne: gebogen, breit= Grabbein

Balkenschröter

  • Kopf, Halsschild und Flügeldecke stark punktiert, matt
  • Flügeldecken schwarz, matt, flacher, schimmern nie rötlich
  • Schienbein gerader, schmaler
    Weibchen hat zwei kleine Höcker auf der Stirn.
  • Kopf des Männchen kantiger

Bilder vom Hirschkäfer und Balkenschröter im direkten Vergleich

Hirschkäferweibchen (links)

Balkenschröterweibchen (rechts)

Hirschkäferweibchen - Kopf, HalsschildBalkenschröterweibchen

Hirschkäferweibchen (links)

Balkenschrötermännchen (rechts)

Hirschkäferweibchen - Kopf, HalsschildBalkenschrötermännchen
Hirschkäferweibchen (oben), Balkenschröterweibchen (links unten), Balkenschrötermännchen (rechts unten)
Nashornkäferweibchen
Nashornkäfermännchen

Weitere Verwechslungsmöglichkeiten

  • Nashornkäferweibchen (Oryctes nasicornis)
    2,5 – 4 cm lang, oval, stark gewölbt, bullig. Larven und Käfer gerne in Kompost und Schredderhaufen, dort sind Hirschkäfer normalerweise nicht anzutreffen. Wichtig: deutliche Delle im vorderen Halsschildbereich 
  • Nashornkäfermännchen
Maikäfer
Kleiner Eichbockkäfer
Sägebock
Mistkäfer